Was ist Achtsamkeit?
Die Achtsamkeitspraxis kann als mentales Training zur persönlichen Entwicklung verstanden werden. Sie baut auf Konzentrationsübungen sowie einer neugierigen und liebevollen Selbst-beobachtung auf. Sie besteht darin, auf eine bestimmte Weise im Hier und Jetzt aufmerksam zu sein, zum Beispiel mittels der Beobachtung der natürlichen Atmung oder der sich im Körper und Geist manifestierender Emotionen und Gefühle. Verbunden mit einer inneren Haltung aus Interesse, Urteilsfreiheit und Freundlichkeit fördert die Achtsamkeitspraxis unser Bewusstsein, was uns ermöglicht, bewusster für (oder gegen) gewisse Verhaltensweisen zu entscheiden.

Beispiel von Achtsamkeitsübungen

Die Praxis ist einfach: Einige Minuten an einem ruhigen Ort still sitzen, Atemübungen machen und sich auf Körper, Gedanken oder sein Umfeld konzentrieren.

Wirkung von Achtsamkeit

In den letzten Jahren ist die Forschung zu den Wirkungen von Achtsamkeit mit über 700 wissenschaftlichen Studien jährlich geradezu explodiert. Die grosse Mehrheit der Studien belegt eine Vielzahl von positiven Wirkungen auf die Gesundheit und im Falle von Lehrpersonen auch auf wichtige Professionskompetenzen. Im Folgenden sind die wichtigsten Forschungsergebnisse beschrieben: 

Für Lehrpersonen      

Stressbelastung:

Reduzierung der subjektiv empfundenen sowie objektiv gemessenen (Cortisolspiegel und Blutdruck) Stressbelastung der Teilnehmenden (Harris et al., 2016; Roeser et al., 2013; Luken und Sammons, 2016; Lomas et al, 2017).

Burnout:

Reduzierung von Burnout-Symptomen (empfundener Zeitdruck, Erschöpfung, Depersonalisation) (Flook et al., 2013; Roeser et al., 2013; Harris et al., 2016; Luken & Sammons, 2016).

Psychische Krankheitssymptome:

Reduzierung von Symptomen psychischer Krankheit (Flook at al., 2013; Lomas et al., 2017).

Konzentrationsfähigkeit:

Steigerung von Aufmerksamkeit bzw. Konzentrationsfähigkeit der Pädagog/innen (Flook et al., 2013; Roeser et al., 2013).

Wohlbefinden:

Steigerung von Wohlbefinden und Selbstwirksamkeitserwartung (Büttner, 2014; Jennings et al., 2013; Harris et al. 2015).

Selbstmitgefühl:

Steigerung von Selbstmitgefühl (Frank et al., 2013; Flook et al., 2013; Roeser et al., 2013).

Sozio-emotionale Kompetenz:

Steigerung der sozio-emotionale Kompetenz (Selbstregulierung von Affekten, empathische Perspektivübernahme) (Vogel, Tschopp & Grütter, 2017; Frank et al., 2013; Jennings et al., 2013; Jennings, 2015).

Positive Haltung:

Verbesserung der positiven Haltung gegenüber Schülerinnen und Schülern (Harris et al., 2015).

Lehrer-Schüler Beziehung:

Die Lehrpersonen fühlen sich den Schülern und Schülerinnen näher und haben weniger wahrgenommene Konflikte mit ihnen (Becker et al., 2017).

 

Für Schülerinnen und Schüler 

Aufgrund dieser positiven Ergebnisse für Erwachsene wurden ab dem Jahr 2010 auch vermehrt achtsamkeits-basierte Interventionen für Kinder und Jugendliche entwickelt. Das Achtsamkeitstraining fördert direkt übergreifende soziale, emotionale und kognitive Kompetenzen wie Konzentrationsfähigkeit, Selbstregulation, Stressmanagement und Beziehungsfähigkeit. 

Heute wissen wir, dass diese Fähigkeiten die Grundlage für den Schulerfolg sowie für körperliches und psychisches Wohlbefinden sind. In der Bildungspolitik setzen bereits mehrere Länder - darunter die USA, Kanada, England und Holland – auf die Integration von Achtsamkeitstrainings in Schulen.

«Studien von Programmen, die Schüler direkt in Achtsamkeit trainieren, haben eine grosse Anzahl von kognitiven, sozialen und psychologischen Nutzen bei Primarschülern sowie Sekundarschülern aufgezeigt. Dazu gehören eine Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses, Aufmerksamkeit, Schulleistung, Sozialkompetenzen, Emotionsregulierung und Selbstwertgefühl sowie laut eigenen Angaben der Schüler Verbesserungen des Gemütszustands und eine Verringerung von Angstzuständen, Stress und Ermüdungserscheinungen. Achtsamkeit fördert die Kapazität der Schüler mit ihren psychologischen sowie schulischen Herausforderungen zurechtzukommen.» 

(Meiklejohn et al., 2012)